Es war einmal …
Forschen, Schreiben und anschließend Publizieren in einer möglichst renommierten Zeitschrift, das war (und ist bei Manchen noch) der Königsweg wissenschaftlicher Arbeit. Diese Fachzeitschriften finanzieren sich durch meist teure Abonnementkosten und ein hermetisches Abriegeln der veröffentlichten Inhalte.
Ein neues Zeitalter
Durch das Internet haben sich völlig neue Publikationsmöglichkeiten ergeben. Seitdem hat sich in der Welt der wissenschaftlichen Veröffentlichungen das Konzept des Open Access (OA) zu einem zentralen Thema entwickelt. OA ermöglicht den freien Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, ohne dass Leser*innen – oder auch Bibliotheken – für den Inhalt bezahlen müssen.
Farben
Um die verschiedenen Zugangsmodelle zu verdeutlichen, werden häufig Farbcodes verwendet, die man kennen sollte, bevor man eine Open-Access-Publikation in Erwägung zieht.
Es gibt zwei Hauptfarben:
Gold
Der goldene Weg des Open Access bezieht sich auf die Veröffentlichung von Artikeln in frei zugänglichen, qualitätsgeprüften Open-Access-Zeitschriften. Diese Zeitschriften kompensieren den Wegfall der Abonnementkosten durch Gebühren für die Autoren, die so genannten Artikelbearbeitungsgebühren (APC). Artikel, die über den goldenen Weg veröffentlicht werden, sind frei zugänglich und können von jedermann ohne Einschränkungen gelesen und heruntergeladen werden.
Dank des DEAL-Konsortiums zahlen Forschende an den meisten deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen bei beteiligten Wissenschaftsverlagen aktuell keine APC.
Grün
Der grüne Weg des Open Access bedeutet, dass Autor*innen ihre Forschungsergebnisse in institutionellen oder disziplinären Repositorien hinterlegen. Dies geschieht oft parallel zur Veröffentlichung in traditionellen, nicht Open-Access-Zeitschriften. Der grüne Weg ermöglicht es Autoren, ihre Forschungsergebnisse frei zugänglich zu machen, ohne dafür APC zu bezahlen.
Neben den beiden Hauptfarben gibt es eine Reihe weiterer Abstufungen, deren Bedeutung und Abgrenzung oft noch diskutiert werden. Sie werden daher manchmal nur als Unterarten der beiden Hauptfarben angesehen.
Diamond (manchmal auch Platinum)
Beim Diamond Open Access Modell zahlen weder Autoren noch Leser. Ziel dieses Modells ist es, den Zugang zu akademischem Wissen zu demokratisieren, indem es keine finanziellen Hürden für Autor*innen und Leser*innen gibt. Die Finanzierung der Publikationen erfolgt dabei durch externe Mittel, wie institutionelle Förderung oder Fördergelder. Da er sich vom Goldenen Weg nur durch die Finanzierung unterscheidet, wird Diamond OA manchmal auch als eine Untergruppe von Golden angesehen.
Blau
Blau gilt als eine Untergruppe von Grün. In einigen Fällen kann es auch bei der Veröffentlichung auf Open-Access-Repositorien Sperrfristen geben, bevor der Artikel verfügbar ist. Dies wird dann als blauer Weg bezeichnet.
Gelb
Der hybride Weg kombiniert Elemente des goldenen und des grünen Wegs. Es handelt sich um traditionelle Zeitschriften, die sowohl kostenpflichtige als auch Open-Access-Artikel veröffentlichen. Autor*innen können sich gegen eine Gebühr dafür entscheiden, ihre Artikel sofort frei zugänglich zu machen. Dieser Ansatz wird jedoch manchmal kritisiert, da er zu doppelten Zahlungen führen kann – einmal für die Abonnementkosten und dann die APC für die einzelne Open-Access-Publikation.
Grau
Als grauer Weg wird oft die Selbstarchivierung von wissenschaftlichen Arbeiten durch deren Autor*innen in nicht-institutionellen Repositorien oder anderen öffentlich zugänglichen Datenbanken bezeichnet. Viele Wissenschaftler*innen haben auch eigene Websites, auf denen sie ihre Publikationen veröffentlichen. Dabei handelt es sich häufig um vor- oder nachgedruckte Versionen von Artikeln. Auf diese Weise können Forschende ihre Arbeit zwar frei verbreiten, es fehlt jedoch die Qualitätssicherung durch den Peer-Review-Prozess.
Fazit
Die Farben des Open Access bezeichnen verschiedene Modelle. Insbesondere die Farbcodes jenseits von Gold und Grün sind jedoch noch nicht standardisiert, so dass sie für einen Diskurs über die verschiedenen Vor- und Nachteile nicht geeignet sind bzw. vorab festgelegt werden müssten, siehe https://blogs.tib.eu/wp/tib/2022/10/05/was-diamond-open-access-alles-bedeuten-kann/.
Die Farbe einer Manuskriptveröffentlichung hat keinen Einfluss darauf, wie Sie Ihre Forschungsdaten veröffentlichen können (und sollten).
Wir unterstützen natürlich alle Publikationen, die als Open Access erfolgen. Dabei lenken wir gerne den Blick auf das Diamond OA Modell, das keine Kosten für Autor*innen und Publikum verursacht.