Publiziert und doch verschwunden?

Wissenschaftler*innen sollten auf Exit-Strategien von Repositorien achten, da diese die langfristige Verfügbarkeit und Sicherheit von Forschungsdaten gewährleisten.

Lokale Laufwerke sind kein guter Ort, um wichtige Forschungsdaten zu speichern. Viel besser geeignet sind dafür Forschungsdatenrepositorien, in denen Daten professionell verwaltet, annotiert, archiviert und auch publiziert werden können, so dass sie sicher und langfristig zur Verfügung stehen. Doch auch veröffentlichte Daten laufen Gefahr, verloren zu gehen, wenn Repositorien oder digitale Archive aufgelöst werden. Falls dies geschieht, können die gespeicherten Daten unzugänglich werden, was sowohl für laufende als auch für zukünftige Forschung schwerwiegende Folgen haben kann. Dass Repositorien nicht weiter betrieben werden, kommt leider nicht selten und doch oft unerwartet vor und kann vielfältige Gründe haben – das Fehlen einer nachhaltigen Finanzierung, technologische Veralterung oder strategischer Entscheidungen der betreibenden Einrichtung.

Dorothea Strecker gibt einen Überblick über die Situation in einem Vortrag (auf youtube) über ihren kürzlich veröffentlichten Artikel in Quantitative Science Studies, MIT Press.

Auch nach zwei Studien in Nature (doi: https: //doi.org/10.1038/d41586-024-00616-5) und Jasist (https://doi.org/10.1002/asi.24460), sind Millionen von Forschungsarbeiten weltweit gefährdet , weil viele Repositorien auf Servern gehostet werden, deren Finanzierung nicht dauerhaft gesichert ist. Wenn diese Repositorien ihren Betrieb einstellen, stehen Wissenschaftler*innen vor dem Problem, wie die gesammelten Daten gesichert und migriert werden können. Dies kann nur verhindert werden, wenn die Betreiber über eine sogenannte“ Exit-Strategie“ – einen ausgefeilten Plan für den Ausstieg aus dem produktiven Betrieb – haben und zuverlässig umsetzen.

Verfügt Ihr Repository über eine Exit-Strategie?

Eine Exit-Strategie sollte neben der Langzeitarchivierung auch eine klare Verantwortungsstruktur beinhalten. Diese kann zum Beispiel den Transfer der Daten an andere, nachhaltigere Archive vorsehen. Zertifikate für Repositorien, wie z.B. CoreTrustSeal, fordern Repositorien auf, klare Strategien zu entwickeln, um sicherzustellen, dass Daten langfristig zugänglich bleiben – unabhängig davon, ob das Repositorium selbst noch aktiv ist oder nicht.

Disketten und proprietäre Formate

Der Aufbau von Exit-Strategien ist auch aus technischer Sicht entscheidend. In der sich ständig weiterentwickelnden digitalen Landschaft müssen Repositorien sicherstellen, dass ihre Datenformate und Speichersysteme kompatibel mit zukünftigen Technologien bleiben. Dies erfordert regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Systeme, um zu vermeiden, dass wertvolle Daten in veralteten Formaten feststecken, die in Zukunft nicht mehr zugänglich und interpretierbar sind. Insbesondere gilt dies für proprietäre Formate.

Der Wissenschaftsbetrieb hat eine kollektive Verantwortung, nachhaltige und vertrauenswürdige Infrastrukturen für den Zugang zu Forschungsdaten bereitzustellen und zu nutzen. Repositorien ohne durchdachte Exit-Strategien setzen nicht nur die aktuellen Datenbestände, sondern auch das Vertrauen in die digitale Wissenschaftslandschaft insgesamt aufs Spiel.

Achten Sie auf die Exit-Strategien der Repositorien-Betreiber und der Journale, auf denen Sie Forschungsdaten speichern. In unserer Knowledge-Base haben wir eine Reihe von empfohlenen Repositorien für Sie zusammengestellt. Und selbstverständlich: Die beiden von NFDI4Chem betriebenen Repositorien, Chemotion und RADAR4Chem, sind nicht nur nachhaltig, sondern haben auch eine gut ausgearbeitete Ausstiegsstrategie!